Zwischen Zimmerpflanzen und alten Sofas bereiten Absolventen der Goldschmiedeschule ihre Exponate für eine Schmuckausstellung vor, im Raum daneben gibt eine Designerin Workshops zur Porzellanherstellung und im Stockwerk darüber befindet sich das Atelier eines bildenden Künstlers: Das ist der Eingangsbereich zum Alten Schlachthof in Pforzheim, in dem die Genossenschaft „Gewerbekultur“ ein modernes Quartier für Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur entwickeln möchte.

Könnte dies ein Vorbild auch für die Nutzung des Häckerareals in Vaihingen sein?

Dieser Frage ist eine Gruppe Vaihinger Bürger nachgegangen, die auf Einladung der BbV am vergangenen Samstag (26.11.) in Pforzheim waren. Geführt von Christof Weisenbacher, einem der Vorstandsmitglieder der Genossenschaft, konnten sich die Teilnehmer der Exkursion über das Nutzungskonzept und den Stand des Projekts „Alter Schlachthof“ in Pforzheim informieren. Das ca. 2 ha große Areal, das der Stadt Pforzheim gehört, liegt im Nordosten der Stadt und war bis 2003 noch als Schlachthof in Betrieb. Neben dem eigentlichen Schlachtgebäude mit größeren Hallen und ehemaligen Kühlhäusern steht auf dem Gelände noch das frühere Verwaltungsgebäude des Veterinäramtes und ein Einfamilienhaus. Die Stadt Pforzheim hat der Genossenschaft mit derzeit 83 Mitgliedern das Gelände zur vorübergehenden Nutzung überlassen, und noch in diesem Jahr soll ein Erbpachtvertrag mit der Stadt geschlossen werden. Dabei verpflichtet sich die Genossenschaft, innerhalb von 3 ½ Jahren eine architektonische und städtebauliche Planung zu entwickeln, auf deren Grundlage dann ein Bebauungsplan erstellt werden kann. Zwischenzeitlich konnte auch ein Karlsruher Architekturbüro mit langjährigen Erfahrungen bei genossenschaftlichen Wohnprojekten gewonnen werden, das den Planungsprozess begleiten wird. Dafür gibt es bereits eine Förderzusage vom Land Baden-Württemberg in Höhe von 1,5 Mio. Euro.

Die Zukunft des Schlachthofgebäudes
Die Planungen für das Gelände stehen im Augenblick noch ziemlich am Anfang. Während für die gewerbliche Nutzung durch die bestehenden Ateliers schon konkrete Vorstellungen bestehen, ist für die Wohnnutzung noch viel Kreativität erforderlich. Die Nutzung der Hallen für Wohnzwecke ist schwierig; angedacht sind Einbauten in Holzkonstruktion für weitere Arbeitsbereiche und eine Aufstockung des Schlachthofgebäudes für Wohnzwecke. Im Unterschied zu herkömmlichen Planungen soll eine bedarfsgerechte Planung zusammen mit den späteren Nutzern erfolgen. Stichworte dabei sind bezahlbares Wohnen und die Verwirklichung integrativer und gemeinschaftlicher Wohnkonzepte. Dabei steht nicht die ökonomische Rendite im Vordergrund, sondern der soziale, kulturelle und ökologische Mehrwert für das Quartier. Der Baubeginn ist für das Jahr 2025 vorgesehen.

Übergangsnutzung dank Kunst
Bis es soweit ist, wird der Alte Schlachthof aber weiterhin vielfältig genutzt. Neben den Ateliers wird derzeit eine Fahrradwerkstatt mit Beschäftigten des Zweiten Arbeitsmarktes eingerichtet. Der Pforzheimer Projektkünstler Julian Kirschler gastiert gerade mit einer Altarinstallation in einer ehemaligen Schlachthalle. Zusammen mit der Musikinitiative Pforzheim sollen im nächsten Jahr Konzerte stattfinden, und auch weitere Schmuckausstellungen sind geplant.

Fazit: Also genug Möglichkeiten, um sich für die Entwicklung des Häckerareals in Vaihingen inspirieren zu lassen.

Christof Weisenbacher von der Genossenschaft Gewerbekultur Pforzheim E.G. informiert bei
der Exkursion der BbV über die geplante Entwicklung des Alten Schlachthofs in Pforzheim.