Leserbrief von Michael Berthold – 19. Februar 2021

Zum Artikel “Gemeinderat stimmt für neues Gewerbegebiet”: Im Artikel heißt es: “Ingeborg Braun-Frederick (Aurich) wiederum sorgte sich um klimaökologische Folgen einer Bebauung.”
Hört sich harmlos an, ist es aber nicht. Was steckt dahinter?
Die Klimaökologische Analyse Dr. Seitz – Ökoplana, Grundlage für die Planung aller Vaihinger Bebauungspläne, erteilt nicht nur dem aktuell anvisierten Gewerbegebiet Wolfsberg IV eine klare Absage, sondern allen Planspielen einer weitergehenden Bebauung am Wolfsberg.

Der Auebereich des Enztals und die südlichen talnahen Bereiche der Gewanne “Auweingärten”, “Au” und “Galgenfeld” zeichnen sich durch Kaltluftstagnation aus. Durch östliche Regionalströmungen wird bodennahe Kaltluft aus diesen vegetationsbedeckten Freiflächen in die Bebauung verfrachtet und sorgt so für einen raschen Abbau thermischer
Negativeffekte. Intensivere Belüftung stellt sich jedoch erst in den höher liegenden Bereichen der oben genannten Gewanne nördlich der Aussiedlerhöfe ein und reicht teilweise bis in die Innenstadt hinein.

Das funktioniert allerdings nur, solange diese Freiräume nicht wie aktuell geplant zugebaut werden. Bürgermeister Klaus Reitze, der in diesem Zusammenhang gerne von ein paar wenigen Gebäuden spricht, sei entgegnet: Erstens wird es dabei nicht bleiben, weil dieser Vorgang lediglich der Auftakt zu einer nachgeführten Wohnbebauung Wolfsberg IV sein
soll (städtische Drucksache Nr. 28/21). Und zweitens es “für die klimasteuernde Funktion dieser Freiräume von entscheidender Bedeutung ist, dass sie ihrer Aufgabe als Ausgleichs- und Regenerationsfläche nur gerecht werden können, wenn sie weitgehend klimatische Optimalflächen darstellen” (Ökoplana, Seite 1).

Und davon kann mit der Realisierung eines Gewerbegebietes Wolfsberg IV keine Rede mehr sein. “Bauliche Erweiterungen sollten daher aus Gründen der klimatischen und lufthygienischen Qualität der bestehenden und potentiellen Bebauung Wolfsberg lll auf die höher liegenden Bereiche nördlich der Aussiedlerhöfe beschränkt bleiben” (Ökoplana, Seite 124).
Heißt im Klartext, eine am Wolfsberg über den derzeitigen Bestand nach Süden hinausgehende Bebauung ist aus klimaökologischer Sicht rundweg abzulehnen. Verschärfend käme hinzu, dass eine Bebauung Wolfsberg IV eine Lärmschutzwand entlang der B10 nach sich zöge, welche die bodennahe Kaltluftströmung aus dem Auebereich des Enztales in Richtung Wolfsberg und Innenstadt vollends abriegeln würde. Mit der Folge, dass innerhalb der Bebauung die tropischen Nächte noch zahlreicher
würden.
Warum scheint das, außer die BbV, niemand für bare Münze zu nehmen? Weil es “nur” das Klima ist, das hier flöten geht? Und das nicht weiter juckt? Hallo? Aufwachen! Klimakrise! Schon mal davon gehört?